Nils, du erscheinst momentan deutlich häufiger bei der Spieltagsvorschau als Abwesender, als in der Startelf. Wie ist das passiert, was hast du genau und wie ist der momentane Heilungsprozess verlaufen?
Nils: Ja, das stimmt leider. Wie oder wo genau die Verletzung entstanden ist, weiß ich gar nicht. Meine Knorpelschicht (Schutzschicht zwischen Knorpel und Gelenk) ist beschädigt und durch Überbelastung während der Wintervorbereitung hat dieser Defekt starke Schmerzen verursacht, sodass an Laufen und somit Fußball gar nicht zu denken war. Ich bin mit dem Heilungsprozess sehr zufrieden, bin mittlerweile absolut Schmerzfrei und habe bereits einige Lauf- und Fahrradeinheiten hinter mir, ohne danach Probleme bemerkt zu haben. Der behandelnde Arzt hat mir (vermutlich auch ein wenig aus Selbstschutz) allerdings ein baldiges Karriereende nahe gelegt, denn die Knorpelschicht ist irreparabel und ich könnte dadurch später Probleme bekommen. Das kommt für mich aber nicht in Frage!
Bist du guter Hoffnung, noch in dieser Saison dein Comeback zu packen, bzw. in die Vorbereitung zur neuen Saison zu gehen?
Nils: Ein Comeback ist in Arbeit. Ich befinde mich seit einiger Zeit in meiner eigenen Vorbereitung und will jetzt versuchen, endlich wieder am Mannschaftstraining teilzunehmen, „ohne Fußball geht‘s nicht“. Mein Wunsch ist es, zur neuen Saison wieder top fit zu sein und noch einmal anzugreifen – denn ich will ein wichtiger Spieler in der Mannschaft sein.
Kommen wir zu deiner Mannschaft: aktuell muss leider gesagt werden, dass nach anfänglicher Euphorie momentan eher Stillstand in der Tabelle herrscht. Wie erklärst du dir diesen Einbruch?
Nils: Ich glaube, das ist zum Einen ein Substanzproblem und zum Anderen das St. Pauli-Phänomen. Wir haben seit einiger Zeit wirklich viele Verletzte, darunter leidet dann die Trainingsintensität und auch die Möglichkeiten, Sachen einzustudieren und in letzter Instanz überträgt sich das dann auf das Spiel. Leider sind dann bei uns auch immer Leistungsträger verletzt: Marco Schierloh, wirklich wichtig als Bindeglied zwischen Offensive und Devensive, (da mit Christian Claus schon ein Spieler dauerhaft fehlt). Mustafa Gök als ständiger Gefahrenpunkt, Kevin Gromoll als technisch sehr starker Kämpfertyp, zudem sehr Torgefährlich. Dann Marcel Fuhrken, der leider nie eine Saison oder auch nur mal eine Halbserie verletzungsfrei übersteht und deshalb leider nie zum Leistungsträger wird. Ich selber, zwar weniger als brillanter Fußballer, aber dafür umso mehr als Antreiber, Arbeiter im Sturm und Kämpfer. Ich könnte sicher noch ein paar mehr aufzählen, aber das übersteigt dann diesen Beitrag. Naja und dann halt ein Schlüsselspiel gegen Oyten (St. Pauli besiegt den HSV und steigt dann ab), die hauen wir sowas von weg! Da haben viele gedacht, jetzt steigen wir noch auf. Und das hat letztlich zu einer Selbstzufriedenheit geführt, die immer sehr gefährlich ist.
Auch in der neuen Saison wird es personelle Wechsel geben. Torwart Kai-Oli Berndt beendet seine Keeper-Karriere, ein Nachfolger wird gesucht. Mit Dennis Janßen vom TSV Etelsen steht bislang ein Neuzugang fest. Sind noch weitere Neuzugänge notwendig?
Nils: Dass Bernie uns verlässt ist im Grunde eine Katastrophe, menschlich wie fußballerisch ist Bernie in meinen Augen nicht zu ersetzen, aber wir müssen das annehmen und werden eine Lösung finden. Über unseren Hansi freue ich mich riesig, ein junger, ehrgeiziger und zudem wirklich guter Fußballer, der uns auf jeden Fall weiterbringt. Wie ich hörte soll auch Kadir Gür signalisiert haben, zu uns wechseln zu wollen. Wenn er seine larifari-Einstellung ablegen kann, wird auch er eine Verstärkung sein können. Zudem kommen etliche verletzte Spieler zurück, die alle neuen Schwung mitbringen. Trotzdem brauchen wir noch punktuell Verstärkungen, um Verletzungen oder private Verhinderungen besser auffangen zu können (wir brauchen einen etwas breiteren Kader).
Neben der ersten Herren beobachtest du auch intensiv die Geschehnisse in der zweiten und dritten Herren, bei den Frauen und auch die Nachwuchsmannschaften in der JSG Baden/Etelsen. Was macht unseren Verein aus?
Nils: Der SV Baden ist wie eine große Familie, in der alle Familienmitglieder am gleichen Sport interessiert sind. Spaß bei Seite, in meinen Augen ist in den letzten Jahren etwas entstanden, was in anderen Vereinen so selten oder nie der Fall ist. Unsere Herrenmannschaften respektieren und mögen sich untereinander, man hilft gerne aus, egal ob höherklassig oder unterklassig, das war längst nicht immer so! Unsere Frauen, so lange gibt es sie ja noch nicht, haben sich toll integriert. Sie sind immer und überall als Fans dabei und bringen sich mehr als toll ins Vereinsleben ein. Wir müssen froh sein, diesen Schritt, zur eigenen Frauenmannschaft, gemacht zu haben. Vielen Dank noch einmal an die Macher!
Unser Nachwuchsbereich funktioniert im Grunde wunderbar, leider haben wir in den letzten Jahrgängen von unseren Nachwuchsspieler nicht so profitieren können, wie Etelsen das hat, hier müssen wir uns noch mehr Gedanken machen, Anreize zu schaffen, um Spieler für uns zu gewinnen.
Traust du dir auch zukünftig eine Tätigkeit als Trainer zu? Welche Eigenschaften würdest du von deinen Trainern Stephan Bierstedt-Bruhn und Götz Kessemeier übernehmen?
Nils: Trainer soll der nächste Schritt sein. Einige werden nach der aktiven Laufbahn Schiedsrichter, andere ziehen sich zurück und wieder andere hören einfach nicht auf. Mein Weg wird wohl der des Trainers, zumindest hoffe ich das. Sicher schaue ich mir dann einige Dinge bei meinen Trainern ab. Das fängt allerdings schon deutlich früher an. Ich kann mich noch gut an Rudi Meinhardt erinnern: (ich glaube F- und E-Jugend (für die Jüngeren unter uns: so hieß das mal)) da haben wir mit einem rechten und linken Läufer gespielt. Merkt ihr was? Im Grunde spielt heute die ganze Bundesliga so! Ribery und Robben machen nichts anderes! Auch von Jörg Falldorf konnte man Dinge lernen. Fitness ist zwar nicht alles, aber schon ein sehr wichtiger Bestandteil. Man muss das nur besser verpacken. Bei Stephan haben wir sehr viel gelernt! Das habe ich nicht immer so gesehen. Anfangs habe ich mich oft gefragt „was sollen denn diese F-Jugend Übungen“? Passwege hier, Kurzpass da, sechs gegen zwei über lange Zeiträume, usw. Aber als sich dann im Spiel erste, wirklich deutlich erkennbare, Fortschritte in der Spielanlage feststellen ließen, war ich von dieser Art zu trainieren schwer angetan! Und Götz, auf den lasse ich gar nichts kommen, hat mich schon sehr geprägt. Er findet vor dem Spiel oft genau die richtigen Worte und gibt einem somit den letzten Ansporn, spricht viel mit den Spielern und lässt einem eine enorme Wertschätzung entgegen kommen. Zudem hat er einen überragenden Ehrgeiz. Wenn ich das alles vereinen kann, werde ich der neue Mourinho (Schiris anschreien kann ich nämlich schon)!
Die Sportwoche steht wieder in der Vorbereitungszeit zur kommenden Saison an! Dabei trifft die erste Herren u.a. gegen Bassen, Uesen und Uphusen. Wer sind die Favoriten und wie stehen unsere Chancen?
Nils: Die Sportwoche ist Gott sein Dank (oder Sascha Böhnke sei Dank) ja dieses Jahr wieder bei uns! Ich finde sie gehört einfach zu einer guten Saison dazu und ich freue mich schon jetzt, hoffentlich aktiv, auf unsere Teilnahme. Ich denke, der Gastgeber ist immer Favorit. Na gut, in diesem Fall vielleicht auch die Landesligisten Uphusen oder Etelsen. Bassen hat lange um den Aufstieg in diese Klasse mitgespielt und ist traditionell eine sehr spielstarke Mannschaft. Und Uesen, so steht es ja auch schon in der Zeitung, ist die Mannschaft der Stunde in der Bezirksliga. Ich denke also: wir haben eher Außenseiterchancen, aber die wollen wir natürlich nutzen!